Sardiniens Norden - zumindest ein Teil davon
- Sylvia Kester
- vor 12 Minuten
- 4 Min. Lesezeit
„Beweg dich mal, dass man nicht denkt du bist eine Wasserleiche“. Das bekam ich vom Gatten zugerufen, als ich mich bereits eine halbe Stunde bewegungslos mit meinem Schnorchel und Taucherbrille im Wasser treiben ließ, um die Unterwasserwelt zu beobachten. Also das Mittelmeer um Sardinien ist einfach unglaublich. Karibikfeeling. Absolut faszinierend.

10 Tage haben wir im Norden der Insel, in Santa Reperata, verbracht. Einem Ortsteil von Santa Teresa di Gallura. Das Ferienhaus, das wir gemietet hatten, stand an einem Hügel in einem ruhigen Wohngebiet. Der Blick auf das Meer war unverbaut. Ich mag einfach das unkomplizierte Ambiente eines Ferienhauses mit Garten und schöner Terrasse. Gereist wurde mit den üblichen Verdächtigen – der Family.



Sardinien stand schon länger auf meiner Liste und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist zwar Italien aber das Flair war doch nochmal anders als auf dem Festland. Anders schön.
Die Fahrt vom Flughafen mit dem Mietwagen (ohne Auto bist du hier aufgeschmissen) zieht sich, da die Straßen keine Autobahnen sind. Als Beifahrer kannst du dir dann aber schon mal einen ersten Eindruck von der Landschaft machen. Und die ist im Norden bergig.
Wir haben im Prinzip gar nicht so viele Ausflüge gemacht, sonder uns mehr rund um Santa Teresa aufgehalten. Waren wandern, hatten uns für einen Tag ein Boot ausgeliehen und haben die Zeit einfach mal genossen. Urlaub halt und keine Rennerei. Die langen Sandstrände befinden sich eher im Süden. Der Norden besticht mit seinen Buchten. Aber dafür benötigt man ein Auto.
Die Zahl der Touristen hielt sich Anfang September in Grenzen. Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass die Buchten im Sommer schon überlaufen sind. Die berühmten Instagram Fotos, die einsame Strände zeigen, sind aller Wahrscheinlichkeit nach früh morgens entstanden.
Wir hatten a.u. für einen Tag ein Boot bei Lo Squalo Bianco am Strand von Conca Verde gemietet. Perfekter Service mit einer sehr netten Strandbar. Du benötigst keinen Führerschein für die 40 PS-Boote und da geht tempotechnisch die Luzie echt ab. Wenn man als Gruppe reist, rechnet sich das auf jeden Fall. Die Buchungskosten, von 9-17 Uhr, beliefen sich auf 220 Euro, zzgl. Sprit (etwa 50 Euro, Essen und Trinken hatten wir mitgenommen). Kannst‘e nix sagen. Weil, die Fahrt mit einem TouriBoot wollten wir uns nicht geben und unsere nächste Wahl, die Alternative mit einem Katamaran (auf dem zwar schnorcheln und Essen inclusive sind) schlug mit 150 Euro p.P. zu buche.


Wir sind die verschiedensten Buchten angefahren und bei einigen war so viel los – nicht am Strand, sondern an ankernden Booten vor der Bucht – dass wir schnell wieder die Flucht ergriffen und uns anderweitig orientierten. Es grenzte schon fast an Belästigung. Aber man hat ja die Auswahl. Der Archipel La Maddalena besteht schließlich aus 60 kleinen Inseln. Nur ein paar Kilometer entfernt befindet sich der Ort Porto Pozzo. Hier haben wir zweimal im Restaurant Il Corallo da Arduino zu Abend gegessen haben. Zu empfehlen.
Unweit unserer Unterkunft (etwa 3km Entfernung) befand sich ein besonderes Ausflugsziel. Capo Testa mit dem Valle della Luna. Eine Mondlandschaft, die ihresgleichen sucht.

Diese Landzunge ist eine echte Perle der Insel und der nördlichste Punkt. Die unwirkliche Landschaft aus zerklüfteten Steinen, die durch den Wind und das Meer über Jahrtausende hinweg geformt wurde, ist einzigartig. Die bizarren Granitformationen, die monumental in den Himmel ragen und die Fantasie anregen – sind einfach grandios. In jeder Gesteinsform erkennt man ein anderes Fabeltier. Und dabei ist die Wanderung aus dem „Mondtal“, dem Valle della Luna, zum Leuchtturm Faro di Capo Testa nochmals eine besondere Herausforderung. Im Valle della Luna leben übrigens, wie in den 60ern, immer noch Aussteiger und Lebenskünstler.

Von unserem Haus zur Bucht waren es gerade mal 10 Minuten Fußweg. Dabei haben wir zweimal frisch geschlüpfte Babyschildkröten von der Straße gerettet. Es ist gar nicht selten, dass man auch auf seinen Wanderungen Landschildkröten begegnet. Wir haben die Zwerge natürlich aufgelesen und im Pinienwald wieder freigelassen.

Ja, Tiere finden sich einige auf der Insel. Unter anderem habe ich mich noch gewundert, warum im Ort die Mülltonnen oben an der Hauswand aufgehängt waren.
Nicht grundlos.
Denn, bei einem nächtlichen Spaziergang im Ort, fanden wir uns plötzlich in tierischer Gesellschaft vor einem Restaurant wieder. Einer ganzen Rotte Wildschweinen. Da denkste dir auch ma‘ ganz schnell - OLA!!
Ein weiterer Ausflug stand an: Palau. Also der Ort hat mich wirklich enttäuscht. Santa Teresa hingegen hat italienisches Flair, wie man es sich eben vorstellt. Zu empfehlen ist hier das Restaurante Il Grottino, ein sehr schönes kleines Lokal, etwas abseits vom Trubel mit motiviertem, sympathischem Service.

Ein weiterer RestaurantTipp etwas außerhalb. Also ziemlich außerhalb. So mitten in der Pampa – der AgriturismoHof La Valletta. Du wirst von Kühen, Eseln und schnurrenden Katzen begrüßt. Ein verstecktes Juwel, etwa 20 Autominuten von Santa Theresa di Gallura entfernt. Schon der Empfang lässt erahnen, was dich die nächsten 2,5 Stunden erwartet. Eine liebevoll und sehr stimmungsvoll arrangiertes Ambiente. Man nimmt Platz und es beginnt mit einem Glas Prosecco und einem Gruß aus der Küche. Es gibt nur ein Gericht für alle. Aber es wird auch eine vegetarische Alternative angeboten.
Was folgt ist Antipasti mit lecker angerichtetem Speck, Salami, Käse und Gemüse. Die nachfolgend, selbstgemachten Nudeln ebenfalls ausgezeichnet. Nicht zu vergessen ist Maria, die alle Speisen an jedem Tisch in der gewünschten Sprache (Italienisch, deutsch und englisch) ausführlich erklärt. Und das Spanferkel als Hauptgericht war einfach unschlagbar. Zum Abschluss kann man aus drei Nachtischen auswählen, bekommt auf Wunsch den obligatorischen Kaffee und als Fettlöser einen selbstgemachten Mirto. Das La Valletta ist ein Agriturismo bei dem Klasse vor Masse steht. Es wird nur geöffnet, wenn es genügend Anmeldungen gibt. Deshalb unbedingt vorher anrufen. Wer typisch regionale sardische Küche kennenlernen möchte, muss hierherkommen.

Der Norden Sardiniens hat mich nicht enttäuscht. Dieser Teil der Insel hat zerklüftete Küsten, kleine Strände und Buchten, viele felsige Abschnitte und eher wenig, lange Sandstrände. Er ist gekennzeichnet von malerischem Gebirge mit typischen, imposanten Granitbergen der Gallura.

Einen Leihwagen sollte man sich unbedingt mieten, wenn man etwas von der Insel sehen will. Fahrradfahren ist jetzt eher so semi. Wir haben uns nicht getraut, da leider einfach zu viel Verkehr war. Und Fahrradwege gab es so jetzt nicht. Jedenfalls in der Umgebung von Santa Teresa.
Nichtsdestotrotz war es ein wunderschöner Urlaub mit folgendem Fazit:
Generell ist eine gute Definition von Glück im Urlaub -
Keine Termine und leicht einen Sitzen!
Sylvie































Kommentare